Wild und Wald im Winterschlaf? - Im Gespräch mit Andrea Steinbach

Sie kommt wieder mit großen Schritten auf uns zu: die „stade“ Winterzeit. Doch was passiert in dieser Zeit eigentlich im Wald, und wie ändert sich das Verhalten der Waldbewohner, wenn das Futter knapper wird?

In einem spannenden Interview mit Andrea Steinbach, die bei der Bayerischen Forstverwaltung in Hohenschwangau arbeitet und einige umliegende Gemeinden als Försterin betreut, konnten viele interessante Aspekte des Waldes und der dort lebenden Tiere beleuchtet werden. 

Wald ist nicht einfach nur Wald! Er erfüllt viele Funktionen: Zum einen übernimmt er eine Schutzfunktion und wird daher als Schutzwald bezeichnet. Ohne groß gewachsene Bäume und deren Wurzeln würde es bei starkem Regen, der hierzulande häufig vorkommt, zu viel mehr Murenabgängen kommen – das heißt Schlamm- und Kieslawinen. Die unterirdisch weit verzweigten Wurzeln stabilisieren die Erdschichten und halten sie zusammen. Außerdem dient der Wald uns Menschen als Erholungs- und Rückzugsort aus dem oft stressigen Alltag. Er sorgt für Ausgleich und Ruhe. Selbstverständlich ist der Wald auch Lebensraum für viele Lebewesen wie Rehe, Hirsche, Eichhörnchen und viele mehr. Daher bedarf er eines besonderen Schutzes, da er neben den genannten Aspekten noch weitere wichtige Aufgaben erfüllt.  Jetzt, wo es wieder kühler wird und die Sonne früher untergeht, beginnt eine ganz besondere Zeit: Der Herbst und der Winter stehen vor der Tür. Viele Waldbewohner halten zwar Winterschlaf, doch das trifft nicht auf alle zu. Das Wild (Kitze, Rehe, Hirsche) sowie Auerhühner und Eichhörnchen zum Beispiel halten lediglich Winterruhe. Das bedeutet, dass sie sich in der kalten Jahreszeit zwar weniger bewegen als im Sommer, aber nicht dauerhaft schlafen, sondern immer wieder auf Futtersuche gehen. Der Mensch hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Wild in dieser Zeit zu füttern. Dies übernimmt meist ein Jäger, der sich gut mit dem Verhalten der Tiere auskennt. Alle Interessierten können ab Dezember (bis ca. März) täglich an einer solchen Fütterung am Bannwaldsee teilnehmen (mehr Infos dazu online). Die Tiere sind an den Kontakt mit Menschen gewöhnt und daher relativ zutraulich. Die Wildfütterung ist frei zugänglich und kann im Rahmen einer Kutschfahrt oder zu Fuß erreicht werden. Eine Anmeldung zur Kutschfahrt erfolgt direkt bei den Kutschbetrieben.

Doch warum gibt es solche Wildfütterungen? 

Die Wildfütterung dient dem Schutz der Bäume. Für das Wild zählt das Überleben, deshalb würden es im Winter gezwungen sein, die Knospen der jungen Bäume oder die Baumrinde zu fressen, um sich zu ernähren. Damit würde das Wild nicht nur wirtschaftlichen Schaden anrichten, sondern auch ihren eigenen Lebensraum zerstören. Durch die Fütterung versucht der Jäger, die nahrungsarme Zeit zu überbrücken und sorgt so für das Überleben der Wildtiere und den Schutz des Waldes. Durch die Erläuterungen vor Ort wächst auch das Verständnis für die Bedürfnisse der Tiere, sodass in Zukunft ein friedliches Zusammenleben Seite an Seite möglich bleibt. 

Andernfalls kann dies nicht mehr gewährleistet werden, da der Mensch durch Siedlungs- und Häuserbau bereits viele Lebensräume der Waldbewohner verkleinert hat. Durch Maßnahmen wie die Wildfütterung und die Tatsache, dass die Winter heute milder sind als noch vor 10-20 Jahren, steigen die Überlebenschancen vieler Waldtiere. So hat der Klimawandel in diesem Fall auch positive Auswirkungen.

Walderlebnisse auch für „Wutzelzwerge“ – Ferienprogramm und lebendiger Unterricht 

Das Walderlebniszentrum in Füssen bietet nicht nur für Erwachsene und Familien, sondern auch für Kinder spannende Programme an. Schulen der Region können sich für Führungen anmelden, die entweder von Angestellten des Walderlebniszentrums oder von ortsansässigen Försterinnen und Förstern durchgeführt werden. Besonders Grundschüler sammeln hier erste Erfahrungen mit dem Lebensraum Wald und erfahren spannende Fakten über die dort lebenden Tiere wie Rehe, Dachse und Füchse. Hier lernen die Kinder, welche Baumarten im Wald stehen und den Unterschied zwischen Laub- und Nadelbäumen, die tatsächlich wie Nähnadeln pieksen können. 

Durch witzige Spiele wie das Wald-Memory, Rollenspiele, bei denen die Kinder Luchse und Rehe nachstellen dürfen, oder Fangspiele, bei denen der „Waldschrat“ die sogenannten Wutzelzwerge fangen muss und versteinert, werden die Kinder spielerisch an das große Thema Wald herangeführt. In den Ferien gibt es ein abwechslungsreiches und spannendes Ferienprogramm. Die Aktionen laufen auf Spendenbasis für das Walderlebniszentrum Füssen. Hier können Interessierte zum Beispiel etwas über die Welt der Bienen lernen, wer alles in einem Bienenstock lebt und welche Aufgaben dort übernommen werden. Im Anschluss daran folgt ein kreativer DIY-Teil, in dem die Kinder etwas selbst gestalten. Im Bienenworkshop könnten die Kinder ihr eigenes Bienenwachstuch herstellen. In einem weiteren Workshop erfahren sie Spannendes über den Rohstoff Holz und bauen gemeinsam eine Bank – der Kurs steht unter dem Motto „Vom Baum zur Bank“. In diesen Kursen lernen Kinder und Erwachsene, warum der Wald so wichtig ist und warum es entscheidend ist, ihn zu schützen und zu bewahren. Nachhaltiges Handeln ist wichtiger denn je und jeder kann dazu beitragen!