Funkenfeuer - Flammender Brauch in der Fastenzeit
Eine alte Tradition
Am ersten Sonntag der Fastenzeit erleuchten über hundert Funken den spätwinterlichen Allgäuer Nachthimmel. Mit lodernden Funkenfeuern nimmt man in Bayern und Tirol symbolisch Abschied von der bitterkalten Jahreszeit.
Wenn im Frühjahr meterhohe Feuer ins Firmament lodern, ist das kein Grund zur Besorgnis, sondern Teil des Brauchs, zu Beginn der Fastenzeit den Winter zu vertreiben. Dann ist Funkensonntag. Stets am ersten Sonntag nach der Faschingszeit machen sich Jung und Alt, Einheimische und Gäste bei Dämmerung auf den Weg zum Funken. Gespannt versammeln sie sich um die wärmenden Scheiterhaufen und warten mit süßem Punsch, Schnaps und Schmalzgebäck darauf, dass die Funkenhexe in Flammen aufgeht und der Frühling einziehen kann.
Das diesjährige Funkenfeuer findet am
Sonntag, den 9. März 2025
ab 19 Uhr an der Tegelberg-straße statt.
Kurz nach 19 Uhr kracht es auch in Schwangau meist gewaltig. Viele Schaulustige zucken kurz zusammen, wenn der Funkenkasper mit seiner Fackel und einem lauten Schrei den Funken entzündet. Erst langsam, dann immer schneller frisst sich das Feuer Schicht für Schicht nach oben, bis es gut über zehn Meter hoch lodert. Dort, an der Spitze, baumelt die Funkenhexe an einer langen Holzstange. Die trockenen Fichtennadeln der ausgedienten Christbäume und unbehandelten Abbruchhölzer brennen wie Zunder, sodass nach knapp einer halben Stunde das Flammenspektakel seinen Höhepunkt erreicht: Die Hexe brennt, der Nachthimmel leuchtet. Ciao Winter!
Feuer und Flamme
Vielerorts ist das Funkenfeuer ein fester Bestandteil der Tradition und Symbol für Gemeinschaft und Zusammenhalt. So findet sich auch jährlich eine Gruppe junger Männer in Schwangau zusammen, um das Brauchtum lebendig zu halten. Mit viel Enthusiasmus und Engagement machen sie sich bereits Wochen vorher gemeinsam ans Werk und sammeln Brenngut, bis sich Bulldogs und Balken biegen. Angeführt werden die rund zwanzig Burschen von einer ganz besonderen Figur, die das bevorstehende Flammenspektakel im ganzen Dorf persönlich bewirbt: dem sogenannten Funkenkasper. Er ist der lebendige Werbeträger und Wächter der fleißigen Funkenfeurer.
Im Fasching schon ans Feuer denken
Die Vorbereitungen zum Flammenspektakel beginnen schon Wochen im Voraus. „Bereits am Rosenmontag läuft dafür der amtierende Funkenkasper durchs Dorf und rührt ordentlich die Werbetrommel“, erklärt uns Magnus Helmer und ergänzt: „Flankiert wird er von rund zwanzig jungen Burschen, die das benötigte Brennholz sammeln, um den großen Holzstoß, das Herzstück jedes Funkenfeuers, errichten zu können.“ Um dieses Herzstück herum wird kunstvoll aufgeschichtet, was die Brennstoffsammlung hergibt. Um einen möglichst imposanten sowie kunstvollen Scheiterhaufen zu gestalten, werden Abbruchhölzer, Paletten, Baumschnitt und Reisig mit mehreren Bulldogs zusammengetragen. Ausrangierte Weihnachtsbäume sind dabei besonders beliebt.
Der circa 15 Meter lange Spieß, auf dem die Funkenhexe thront, wird frisch aus dem angrenzenden Bannwald geschlagen. Auch die lebensgroße Strohpuppe, die den Winter symbolisiert, wird selbst gebastelt. Kopftuch, eine große Hakennase und nicht zuletzt der Reisigbesen weisen die Gestalt als Hexe aus. Mancherorts wird die Funkenhexe zusätzlich mit Schießpulver gefüllt, damit der Moment des Todes und der Triumph über das Dunkle und Böse noch dramatischer ausfällt.
Am Funkensonntag selbst müssen die Schwangauer Funkenfeurer bereits in aller Herrgottsfrüh aus den Federn und erneut Hand anlegen. Ein tiefes Loch muss gegraben, die frisch geschlagene Holzstange aus dem Bannwald geholt und die Hexe angebracht und ausgerichtet werden, bevor es ans sogenannte Kranzen geht. Das gesammelte Brennholz, ein Holzhaufen so groß wie ein Weidestadel, wird in Form eines Achtecks händisch gestapelt. Schicht um Schicht, Meter um Meter, immer enger und enger, bis zum Scheitelpunkt, über dem die Hexe thront. Bis alles verbaut ist, bedarf es mehrerer Stunden harter Handarbeit. Auch die kulinarischen Köstlichkeiten für die Hundertschaft an Gästen gilt es vorzubereiten. Es gibt folglich allerhand zu tun, bis der Funkenkasper den Zündbefehl für das Funken ausruft und der erste Funke überspringt. Die trockenen Fichtennadeln der ausgedienten Christbäume brennen wie Zunder. Nach und nach geben auch die schweren, brennenden Balken nach, und der Höhepunkt ist erreicht: Die Hexe brennt. Die Zuschauer jubeln – Ciao Winter!
Bei Bratwurst und Bier, warmem Punsch und frischem Schmalzgebäck steht man am wärmenden Scheiterhaufen zusammen und freut sich gemeinsam auf den Frühling und das Ende des Winters an einem Funkensonntag in Schwangau.
